Hradschin in Prag – Aufzug von Professor Otto Rothmayer
Professor Otto Rothmayer (1892-1966) war ein Schüler und Mitarbeiter des Architekten Joža Plečnik und dessen Nachfolger bei den Umbauten der Prager Burg. In der Prager Burg war Otto ab 1930 selbstständig tätig.
Rothmayers bedeutendstes Werk in Plečniks Stil auf der Prager Burg war die Rekonstruktion des Theresianischen Flügels aus den Jahren 1930-1951, an den der Architekt die kuriose pilzförmige und freistehende Wendeltreppe ankomponierte.
Eines seiner weiteren Werke war ein massiver Personenaufzug in Zylinderform.
Aus dem Buch Von der Moderne zum Funktionalismus von Rostislav Švácha.
Beschreibung des Aufzugs
Der Personenaufzug entstand nach Entwürfen des Architekten Otto Rothmayer, der ein Schüler und treuer Mitarbeiter des Architekten von Weltbedeutung Josip Plečnik war.
Der Aufzug stammt aus dem Jahr 1935 und ist Bestandteil des Treppenhauses im Südflügel des Neuen Königlichen Palasts auf der Prager Burg. Die Holzkabine ist zylindrisch. Der Zylinder der Holzverschalung der Kabine besteht aus Mahagoni. Die Kabine bewegt sich im barocken Treppenauge zwischen vier massiven Pfeilern.
Der große Innendurchmesser der Kabine von 190 cm wirkt imposant und ermöglicht die Beförderung von mehreren Personen ohne Einschränkung durch den Innenraum. Die Tragfähigkeit des Aufzugs btt auf 500 kg oder die Beförderung von sechs Personen beschränkt. Im Jahr 1960 ist die Ausführung von Sperren zum Verschließen des Treppenauges – des Aufzugsschachts – belegt. Weitere Änderungen sowie andere technische Maßnahmen konnten zur Abänderung von ursprünglicher Gestalt und Ausführung des Aufzugs geführt haben. Im Jahr 1979 ist die Modernisierung des Antriebs und des technologischen Teils belegt, jedoch erfolgten auch Eingriffe in die ursprüngliche Aufzugskabine und die Schachttüren.
Der Innenraum ist aus Holz, mit Mahagoni furniert. Der große Kreis des weißen Fußbodenbelags reflektiert die weiße Kuppel der Kabinendecke. Die Beleuchtung befindet sich ringsum am Deckensims. Im Jahr 1935 war der Einsatz von Neonleuchtröhren wahrscheinlich durchaus verbreitet. Es wurden 3 Röhrensegmente als Kreisabschnitte bestückt, mit je 120° für jedes Segment. Die neuen Tastentableaus an den Haltestellen und das Tastentableau in der Kabine sind aus Edelstahl mit feinem Handschliff gefertigt. Die Tasten selbst verfügen über eine Glasfüllung aus beidseitig geschliffenem Glas. Im technischen Bereich erfolgten Maßnahmen zur Beseitigung von Sicherheitsrisiken und zur Erhöhung des Fahrkomforts. Der Austausch des Antriebs und der kompletten Elektroinstallation waren Teil der Aufzugsrekonstruktion. Interessant ist die Anordnung des Gegengewichts der Kabine, das sich in einem gesonderten Schacht außerhalb des Treppengrundrisses bewegt, in dem die zylindrische Kabine auf- und abfährt. Den Zugang zur Kabine verschließt die ursprüngliche, manuell verschiebbare zweiflüglige Tür. Die Türflügel sind in der Form der Kabine gekrümmt. Die Schachttür ist eine zweiflüglige Gittertür mit einem bemerkenswerten mechanischen Schloss.
Bei der Rekonstruktion wurden die bestehende Wandung des Aufzugsschachts und die Sperren abgenommen, letztere waren wahrscheinlich 1960 installiert worden. Die neue transparente Ausführung der Schachtwandung aus Sicherheitsglas befindet sich an gleicher Stelle hinter dem historisierenden Treppengeländer. Die Tafeln aus Connex-Sicherheitsglas sind unauffällig im Mauerwerk mittels atypischer Ankern aus gebeiztem Edelstahl verankert.
Der Aufzug wurde vom Unternehmen Triplex im Jahr 2006 rekonstruiert und das Antriebsprinzip wurde im ursprünglichen Geist beibehalten, nämlich Seil-Traktionsantrieb mit Anordnung des Antriebs über dem Aufzugsschacht. Der Maschinenraum des Aufzugs ist auf dem Gebäudeboden untergebracht und das Gegengewicht wird atypisch in einem gesonderten Schacht mit den Grundrissmaßen 80x100 cm geführt. Die neuen Komponenten und die technische Ausführung erfüllen die heute geltenden Sicherheitsstandards.
Die Rekonstruktion wurde nach Entwürfen von arch. David Prudík ausgeführt.